Predel, restauriert 2008


Die erste Begegnung mit der Zehm-Orgel aus dem Jahre 1699 fand im Dezember 2004 statt. Beeindruckend war zunächst der überaus reichhaltig gestaltete Prospekt des Instrumentes in Verbindung mit der Anordnung im Kirchenraum.
Der technische und klangliche Zustand der Orgel ließ nur eine konsequente Restaurierung bzw. Rekonstruktion zu, um ein nachhaltiges Ergebnis mit Bewahrung aller historischen Teile und einer adäquaten Klangaussage zu erreichen.

Im Oktober 2007 wurde dann das Instrument in der Kirche demontiert und bis auf die Gehäuseteile in die Werkstatt transportiert.
Es folgten Beratungen mit Orgelsachverständigen und Restauratoren vor Ort, um besonders auch für die Fassung des Gehäuses eine optimale Lösung zu finden. Die vorhandenen Orgelakten reichen leider nur bis 1936 zurück. Darin wird der damalige Bestand unterschiedlich bewertet. So konnten Informationen zum ursprünglichen Zustand nur aus allen auffindbaren Spuren am Instrument selbst und aus der etwa 50 Jahre jüngeren Zehm-Orgel in Gleina (früher Schwerzau) gewonnen werden. Neben den optimalen Konstruktionen bei Gehäuse und Kanälen (Verbindung mit Holzschrauben) sind  an Ton- und Registertraktur Ungenauigkeiten auffällig. Gottfried Zehm war Lehrer in Zipsendorf und damit eher ein Autodidakt.

Eindeutig  originaler Bestand sind das Gehäuse, der Mehrfaltenbalg mit Schöpfer, die Windlade, der Klaviaturrahmen, Teile der Ton und Registertraktur, die Register Quinta 3’, Octava 2’, Gedackt 4’, sowie einzelne Innenpfeifen von Principal 4’.  Die Register Grobgedackt 8’, Mixtur 2f. und der Prospekt, sowie wenige fehlende Pfeifen in den originalen Registern sind Rekonstruktionen.

Die früher eindeutig vorhandenen Nebenzüge Tremulant und Zimbelstern wurden anhand aller verwertbaren Spuren nachgefertigt. In der Windlade wurde das Leder an Ventilen und Pulpeten erneuert. Ebenso musste sämtliches Leder des mehrfaltigen Keilbalges und Schöpfers erneuert werden. Die Orgel wird jetzt über ein im Untergehäuse befindliches Ventola-Gebläse mit Wind versorgt. Historischer Calcantenbetrieb ist möglich. Die vorgefundenen Tasten waren nicht mehr original, daher wurde diese neu in einer der Erbauungszeit nachempfundenen Form gefertigt. Die ursprüngliche Lagerung konnte somit wieder verwendet werden.

Am Gehäuse wurden Holzverbindungen stabilisiert und fehlende Teile nachgearbeitet. Ebenso mussten Teile des Schnitzwerkes ergänzt werden. Sämtliche Gebrauchsspuren blieben  jedoch unverändert. Nach Abnahme aller Farbschichten erhielt die Gehäuserückwand und der Klaviaturbereich einen neuen Anstrich mit Kasein-Tempera-Farbe. Die originalen Registerschilder konnten nach Befund restauriert werden.

Spuren zur originalen Stimmtonhöhe oder Temperierung waren nicht nachweisbar. Insgesamt ist früher mit dem historischen Pfeifenwerk wohl recht unsensibel umgegangen wurden, wie unterschiedliche Signaturen und jetzt notwendige Anlängungen von 1 bis 5 Halbtönen erkennen lassen. Die Orgel wurde rein mitteltönig mit 465 Hz (Chorton) eingestimmt.

Orgel und Kirche stehen auf der Denkmalsliste.

  Prospekt Predel

Manual C - c³


1.

Principal

4'

2.

Quinta

2 2/3'

3.

Gedackt

4'

4.

Principal

2'

5.

Mixtur

6.

Gedackt

8'

Mechanische Ton- und Registertraktur, mechanische Schleifladen.

Windversorgung: mehrfaltiger Keilbalg mit Schöpfer erhalten, restauriert.

Link zur Bilddokumentation (pdf)

Hier hören Sie 3 Orgelstücke, gespielt auf der restaurierten Orgel:

Stück 1

Stück 2

Stück 3